Chinig Rosslini

Beim Chinigrosslinun handelt es sich um den Dreikönigsumzug im Lötschental, den letzten Dreikönigsumzug im Wallis. Aber auch hier wird dies alte Brauchtum nicht mehr regelmässig in den Dörfern durchgeführt, sondern nur noch, wenn sich Jugendliche dazu bereit finden.

Folgendermassen beschrieb Johann Siegen, der 1914 - 1974 Prior von Kippel war, den Ablauf des Brauches:

„Am Vorabend von Dreikönigen, gegen neun Uhr, geben helle Rossschellen das Zeichen zum Anfang. Am Dorfplatz von Kippel versammeln sich die Drei Könige mit ihren Begleitern. Zuerst geht der Zug vor das Pfarrhaus: voran der helle Stern auf hoher Stange, dann die Drei Könige mit ihren Begleitern und hinter diesen die Sänger und Sängerinnen, die alten, dem Lötschental eigenen Dreikönigslieder singend. Weiter geht es zur Wohnung des Kaplans, des Kastlans (Richters), des Präsidenten und der übrigen Gemeindevorsteher. Die Könige dürfen mit ihren Dienern auch in den Häusern einen Besuch machen und eine Runde reiten: auf Steckenpferden, deren schön geschnitzte Köpfe Mähnen aus brauner, weisser und schwarzer Schafwolle besitzen. Die Könige tragen ein weisses Kleid mit bunten Seidenbändern und funkelnden Perlenschnüren, weisse wallende Mäntel und vergoldete Papierkronen; einer von ihnen, der Nubier, und sein Begleiter sind schwarz. Jeder der Könige hat nämlich einen Diener, der auch bunt gekleidet ist und ‚Goiglär’ heisst, was soviel bedeutet als Hofnarr. Früher haben die Dreikönigsaufzüge, die in allen drei Dörfern der Pfarrei auftreten [Wiler, Kippel und Ferden], auch den Nachbardörfern gegenseitig Besuche abgestattet. Die Reise dauerte dann bis tief in die Nacht hinein. Heute ist der Umzug in wenigen Stunden beendet. Könige sind Jungmänner, die gerade die Rekrutenschule hinter sich haben. Alle Familien halten darauf, einen ihrer Jungen als König kleiden zu dürfen.“

 

Chinigrosslini Chinigrosslini

"Chinigross" im Lötschentaler Museum

Das Lötschentaler Museum schreibt zu diesem Exponat:

"Das Pferde-Gestell (Gruppa), üblicherweise aus Holz, besteht im vorliegenden Fall aus Aluminium. Es wurde 1970 von Stefan Werlen in der Alusuisse in Steg für seine Söhne hergestellt und in Ferden von weiblichen Verwandten dekoriert. Stefan Werlen arbeitete 33 Jahre lang in der Alusuisse in Steg. Dieses in einem Weltkonzern hergestellte Brauchtumsrequisit wird so gleichzeitig zum Zeugen für die industrielle Entwicklung. Diese veränderte ab 1950 das Leben im Lötschental nachhaltig und machte sich auch im lokalen Brauchtum bemerkbar."

 

Bild: Steri (Stefan Ridler), Schmitten FR

 

mehr interessante Informationen zu diesem Brauchtum: http://www.loetschentalermuseum.ch/archiv-loetschental/braucharchiv/chinigrosslinun/


07.08.2012 - Letzte Aktualisierung dieser Seite:30.07.2015 - © edgar droste-orlowski

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