Unglaubliches im Lötschental

Oder: "Warum sich meine Tante in ihrem Grab in Ferden umdreht."

Zum Abgewöhnen …

Verschaldelung des Lötschentales – Guck woanders, nicht hier!

Da rühmt sich das Lötschental immer noch, ein Paradies für Wanderer zu sein. Leider ist man bei den Tourismus-Verantwortlichen aber der Meinung, dass sich Wanderer nicht der Natur hingeben sollten. Statt dessen werden sie aufgefordert, während des Aufenthaltes in der Natur mittels ihrer Smartphones häßliche Täfelchen (QR-Codes) abzufotografieren um sich dann mit vollkommen unnötigen Informationen auseinanderzusetzen.
Das ist noch sehr viel hirnrissiger, als die Erfindung des Sagenweges. Irgendwer hat da was am Hirn!

Der Sagenweg wird übrigens u. A. folgendermaßen angepriesen:
"Lassen Sie sich in die Welt der Mythen und Märchen entführen: Der Lötschentaler Sagenweg von der Bergstation Lauchernalp auf die Fafleralp präsentiert den Wanderern zehn verschiedene Lötschentaler Sagen. Dank des spannenden Sagenquiz' wird der Weg für Gross und Klein zum Erlebnis. Und wer weiss, vielleicht werden Sie sogar Lötschentaler Sagenkönig."
Ob es wirklich das ist, was ein Naturliebhaber / Wanderer will?

Landschafts-Optimierung – Vom Wander-Paradies zum Hund-Klo

Verschandelung des Lötschentales – Lötschental wird Hunde-Klo

Wer mit seinem Hund nach draußen geht, hat ein Problem, seit sich die Meinung eingebürgert hat, dass der Hundebesitzer den Kot seines Vierbeiners nicht einfach liegen zu lassen hat, sondern für dessen umgehende Entfernung und spätere Entsorgung zu sorgen hat. Ist ja auch richtig so! Auch ein Hundebesitzer ist sauer, wenn er sich irgendwann im Scheißhaufen einer fremden Töle wiederfindet. In Städten hat man deshalb an den Eingängen zu Parks und anderen exponierten Stellen, die den Hund zum Kacken animieren könnten, Hunde-Kacke-Tüten-Spender angebracht, damit der Hundebesitzer nicht schon zuhause daran denken muss, was draußen passieren könnte, wenn er seinen Köter ausführt. Und weil diese Spender so tolle Hingucker sind, hat irgenwer beschlossen, dass auch dem Wanderer im Lötschental dieser schöne Anblick an allen möglichen und unmöglichen Stellen nicht vorzuenthalten sei.

Nebenbei: Obwohl dem Hundbesitzer für das Liegenlassen des Hunde-Kotes ein Bußgelt droht, ist der berittenen Polizei das Beseitigen der fallengelassenen Äpfel ihrer Träger auch auf Gehwegen und Promenaden natürlich nicht zuzumuten.

Verschandelung des Lötschentales – Spieglein, Spieglein

Ebenso wie die Hunde-Kacke-Tüten-Spender die Umwelt verschandeln, so machen auch die zunehmend an befahrbaren Wegen aufgestellten Spiegel die Landschaft nicht schöner. Diese sollen wohl dazu beitragen, dass Autofahrer sich nicht ängstigen wegen möglichen Gegenverkehres, der ohne Spieglein erst später wahrgenommen werden kann und der sie unter Umständen sogar zum Zurücksetzen zwingen könnte, wo sie es doch so eilig haben. Aber wenn die Wintergäste zum Skifahren kommen, sieht man von diesen Häßlichkeiten ja nichts mehr.

Oder sind das Schminkspiegel, damit sich die moderne Lötschentalerin kurz vor der Ankunft zum Sonntagskaffe auf der Alm noch mal aufbretzeln kann?

Das Ziel der Tourismusbranche ist das Geld der Touristen!

"Der Weg ist das Ziel" soll Konfuzius gesagt haben. Für einige vom Tourismus profitierende im Lötschental scheint der Weg des natursuchenden Wanderers das Ziel für Werbemassnahmen zu sein. Schade.

Da entfährt der Tschäggätta wohl ein …

Pups – das lötschental im Goldrausch

Oh, liegt das Lötschental jetzt in Irland? Was war dann der Beweggrund eines schwachen Hirns, sich zu überlegen, eine Lötschentaler Kneipe "Pub" zu nennen? Dass man dann mehr Geld verdient? Nein, "Tschäggättu Pub" geht gar nicht – dann schon eher "Tschäggätta-Pups", das hört sich dann wieder schön urwüchsig an.

Schöner Wohnen …

Verschandelung des Lötschentales – Modern Times

Das man in Städten, die schon seit Jahrhunderten mit immer neuen Baustilen beglückt werden, manigfaltig Bauwerke findet, die "nicht in's Bild passen" ist klar weil geschichtlich und eigentumsrechtlich bedingt. Dass man aber im Lötschental jetzt anfängt, anscheinend jede Art von Bauwerk / Anbau zuzulassen, ist ungaublich. Hat man noch nicht begriffen, dass das Geld im Lötschental zu einem Großteil von seinem Aussehen, seinem Flair 'verdient' wird?

Verschandelung des Lötschentales – Wenn dem Bewohner kein Licht aufgeht!

Und wenn man schon kein Geld für einen modernen Anbau hat, dekoriert man sein Häuschen wenigstens stilecht mit schönen Plastik-Lämpchen.

Lötschental Urlaub mal 'preiswert'

Camping in Kippel: 36,15 Franken pro Tag / 253,05 Franken pro Woche – für eine fünfköpfige Familie – damit man ein Zelt auf einer Wiese aufstellen darf.

Lötschental App

Mit in diese Rubrik gehört für mich die Lötschental-App der ALPSTEIN Tourismus GmbH & Co.KG, die ich, aus reiner Neugier auf meinem iPod installiert habe. Gut durchdacht ist sie! Schön auch, dass man ausgewählte Inhalte offline speichern kann – für Gegenden ohne zuverlässigen Handy-Empfang oder zum Sparen von Handy-Gebühren.
Aber: Wenn ich ins Lötschental fahre, dann will ich meinen Alltag hinter mir lassen (und alles, was mich an diesen erinnert), die Natur genießen, mich erhohlen. Dass einzige digitale Gerät, das auf Wanderungen genutzt wird, ist meine Kamera. Das Handy ist im Rucksack – für Notfälle griffbereit – aber ausgeschaltet!

Die Lötschental-App ist Gold wert für die Tourismus-Branche, weniger für die Touristen.


05.08.2012 - Letzte Aktualisierung dieser Seite: 05.08.2013 - © edgar droste-orlowski

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