Orientierung beim Wandern
Zur Orientierung sind allgemein exzellente Ortskenntnisse das Beste, aber nicht unbeding von Nöten. Es gibt Mittel, mit deren Hilfe man auch in unbekannten Gegenden sicher von A nach B gelangen kann.
Auch wenn das Lötschental prinzipiell sehr übersichtlich ist, werden Sie spätestens, wenn Sie einmal vom Nebel überrascht wurden und bei Sichtweiten von nur wenigen Metern den schnellsten Weg ins Tal finden mussten den Wert einer guten Karte zu schätzen wissen. Mit ein wenig Übung können Sie mit ihrer Hilfe den Landschaftsverlauf auch noch sehen, wenn Sie eigentlich nichts mehr sehen.
Was Sie über Landkarten wissen sollten
Gedruckte Landkarten sind von sogenannten Kartographen nach festgelegten Regeln geschaffene, zweidimensionale, verkleinerte Abbildungen einer Landschaft. Sie sind fast immer so gezeichnet, dass oben auf der Karte Norden ist (andernfalls besitzen sie eine Angabe der Nordrichtung) und zeigen je nach Maßstab mehr oder weniger Details. Neben den zweidimensionalen gibt es auch dreidimensionale, sogenannte Reliefkarten, die hier aber nicht weiter interessieren.
Karten können Auskunft geben über Geländeformen, Bebauungen, Geländenutzung, Gewässer-, Straßen-, und Bahnlinien-Verlauf, Vegetation, Grenzen und vieles mehr. Karten werden immer für bestimmte Zwecke erstellt (Beispiel: Straßenkarten) und beschränken sich daher auf einige Aspekte oder besitzen spezielle (wie z. B. Tankstellen, Stützpunkte von Automobilclubs usw.).
Die meisten Karten sind auf Papier gedruckt und daher vor Nässe zu schützen. Die Lebensdauer einer Karte wird auch dadurch erhöht, dass man sie pfleglich behandelt und nur so faltet, wie vom Hersteller vorgesehen.
Der Kartenmaßstab
Betrachtet man alte Weltkarten, so stellt man ziemlich schnell fest, dass sie oft erheblich von der Realität abweichen. Trotzdem waren sie bei der Standort- und Zielbestimmung hilfreiche Elemente. Die Probleme bestanden darin, dass diese Karten nicht maßstäblich waren, d. h. nicht in einem einheitlichen Verhältnis zur Natur gezeichnet waren.
Heute helfen viele technische Errungenschaften bis hin zu Satelliten, die Umwelt zu vermessen und schaffen so die Grundlage für exakte Kartenwerke.
Der Maßstab einer Karte wird im Verhältnis Karte/Natur angegeben. Das bedeutet, dass auf einer Karte im Maßstab 1:100.000 eine Einheit auf der Karte eine wirkliche Distanz von 100.000 Einheiten wiederspiegelt. Umgerechnet sind so 1 cm auf der Karte 1 km in der Realität. Je größer der Maßstab, desto geringer die Zahl hinter dem Doppelpunkt. Als gute Wanderkarten gelten Karten im Maßstab 1:50.000 und 1:25.000.
Der Aufbau einer Landkarte
Während Autokarten meist nur den Verlauf von Straßen und anderen Verkehrswegen, sowie Flüsse und Seen zeigen, sind Wanderkarten meist mit Höhenlinien ausgestattet.
Diese entstehen durch das Verbinden gleichhoher Geländepunkte. Die Höhendifferenz von einer Höhenlinien zur nächsten wird Äquidistanz genannt und ist auf einer Karte immer gleich. Meist wird jede fünfte Linie stärker gezeichnet und einige mit Höhenangaben versehen.
Je genauer die Karte, desto besser kann man Steigungen und Gefälle ablesen je enger die Höhenlinien aneinander liegen, desto größer ist die Steigung.
Die meisten Wanderkarten besitzen am Rand eine Maßstabskala, die Ihnen das Abschätzen von Distanzen erleichtert. Außerdem ist oft der Abstand von einer Höhenlinie zur nächsten angegeben.
Die sogenannte Legende erklärt die auf der Karte verwendeten Symbole z. B. für die verschiedenen Straßen und Wege, Bahnlinien, Aussichtspunkte, Vegetationsmerkmale usw.
Bestimmung der Himmelsrichtung ...
Um sich mit Hilfe einer Karte orientieren zu können, muss diese mit der realen Umgebung ausgerichtet werden. In vielen Fällen können Sie dies schon nach Landschaftsmerkmalen ziemlich genau tun. Besonders hilfreich sind dazu Bahnlinien, lange, gerade Straßenverläufe oder Verläufe von Bächen und Flüssen. Halten Sie Ihre Karte so, dass z. B. eine eingezeichnete Straße parallel zur realen Straßen verläuft.
Je weniger solcher Anhaltspunkte es gibt, desto mehr sind wir auf weitere Hilfsmittel angewiesen.
... per Kompass
Der Kompass ist das Gerät zur Bestimmung der Himmelsrichtung und nützliches Orientierungshilfsmittel im unwegsamem, unbekanntem Gelände oder bei erschwerten Sichtverhältnissen (Nacht, Nebel usw.). In seiner einfachsten Form besteht er aus einer Skala (meist mit einer 360-Grad-Einteilung) und einer magnetischen Nadel, die sich nach Norden ausrichtet.
Mit Hilfe des Kompasses wird der Azimut bestimmt. Dies ist der Winkel (im Uhrzeigersinn) zwischen der Nordrichtung und einer beliebigen Zielrichtung. Wenn man diesen kennt, kann man leicht prüfen, ob man sich noch in der vorgesehenen Richtung bewegt.
Kennen Sie mindestens zwei Punkte im Gelände, wissen aber nicht, wo genau sie sich befinden, können Sie auch mit Hilfe von Kompass und Karte Ihren Standpunkt bestimmen.
Beachten Sie, dass die Kompassnadel normalerweise zum magnetischen und nicht zum geografischen Nordpol zeigt. Der geografische Nordpol liegt etwas östlicher als der magnetische. Die Abweichung zwischen den beiden Polen nennt man Deklination. Sie beträgt in der Schweiz ca. 2 Grad. Unter Umständen ist die Deklination bei Ihrem Kompass bereits berücksichtigt.
Stellen Sie bei der Benutzung eines Kompasses sicher, dass die Nadel nicht abgelenkt wird. Dies kann durch Metallgegenstände wie Gürtelschnallen oder Steigeisen, Hochspannungsleitungen, natürliche Magnetfelder im Boden, elektronische Geräte, aber auch durch Gewittereinflüsse geschehen.
... mit einer Uhr
Statt eines Kompasses kann man die Himmelsrichtung auch mit einer Uhr bestimmen. Die Uhr muss dazu Zeiger besitzen und darf nicht auf Sommerzeit eingestellt sein (Nur bei normaler Zeit steht die Sonne um zwölf Uhr Mittags im Zenit an ihrem höchsten Punkt – und damit genau im Süden).
Um die Himmelsrichtung zu bestimmen, halten Sie Ihre Uhr waagerecht so, dass der Stundenzeiger auf die Sonne gerichtet ist. Die gedachte Linie, die den Winkel zwischen dem Stundenzeiger und der 12 halbiert, zeigt exakt nach Süden.
... mit Hilfe der Sterne
Bei Nacht hilft auch die Uhr nicht weiter, da die Sonne fehlt. Dafür sind aber (hoffentlich) die Sterne sichtbar.
Suchen Sie das Sternzeichen des Großen Wagen (oder Großen Bären). Wenn Sie seine Hinterachse auf das Fünffache verlängern, sitzt auf dem Ende der Polarstern. Unter diesem befindet sich Ihr Nordpunkt.
Der Polarstern (auch als Schwanzstern des Kleinen Bären bezeichnet) liegt relativ nah am nördlichen Himmelspol, d. h., dass die Erdachse nahezu auf den Polarstern deutet. Relativ nah heißt: 1955 stand er 57, 2001 nur 28 vom Himmelsnordpol entfernt.
Durch die Rotation der Erdachse (Präzessionsbewegung) wird übrigens im Jahr 15.000 der Stern Wega im Sternbild Leier der Polarstern sein – aber das nur ganz nebenbei.
... durch Umwelt Merkmale
In Deutschland und der Schweiz liegt die Wetterseite in der Regel gegen Westen. Auf der Wetterseite von Bäumen, Felsen und Häusern wachsen oft Moose und Flechten und verraten uns so die Himmelsrichtungen. Die Sonnenbestrahlung färbt Holzhäuser im Laufe der Zeit, und zwar auf der Südseite am dunkelsten.
Auch Kirchen können uns unter Umständen helfen, wenn sie alt genug sind. Sie wurden früher meist so gebaut, dass sich der Altarraum im Ostteil der Kirche befindet.
... per GPS
Wer auf High-Tech auch im Urlaub nicht verzichten mag, kann sich seine Position natürlich auch Satellitengestützt per GPS anzeigen lassen. Hier erhält man seine exakten Koordinaten, vorausgesetzt, man ist fit im Handling des Gerätes.
Orientierung
Um Dinge benutzen zu können sollte man sich mit ihnen vertraut machen, bevor man sie benötigt. So ist das auch mit Karten.
Vor Antritt einer Wanderung sollte man sich den Ausgangspunkt und das Ziel auf der Karte ansehen und mögliche Wege festlegen. Ausgangspunkt und Ziel sind fixe Punkte, die eigene Position jedoch ändert sich mit jedem Schritt.
Zur Orientierung ist es aber wichtig zu wissen, wo man sich gerade befindet. Zur Orientierung mittels einer Karte sollte man diese zuerst (mit Hilfe von Kompass, Uhr, Sternen usw.) mit der Umgebung ausrichten.
Die Winkel zu markanten Punkten im Gelände lassen die eigene Position verhältnismäßig gut per Augenmaß ermitteln. Genauer geht es natürlich mit einem Kompass, da man mit seiner Hilfe die exakten Winkel auf die Karte übertragen kann.
Hat man die eigene Position gefunden, kann man die Winkel des nächsten Wegabschnittes und den zum Ziel feststellen und den Weg sicher fortsetzen.
Distanzen im Gelände
Zum Ermitteln von Distanzen ist oft ein Faden, Papierstreifen oder auch ein Grashalm hilfreich. Mit ihm kann man eine Strecke auf der Karte mit deren Maßskala vergleichen. Bedenken sie aber gerade in den Bergen, dass die so gemessene Strecke immer nur die Luftliniendistanz wiedergibt, während der Weg sehr viel weiter sein kann.
Bei der Berechnung der Wanderzeit ist auch zu berücksichtigen, dass man für 300 Höhenmeter ca. 1 Std. beim Aufstieg rechnet, während man beim Abstieg 500 Höhenmeter pro Stunde bewältigt. Aber das sind nur Durchschnittswerte.
Bedenken Sie, dass es Menschen gibt, deren Kniegelenke den Abstieg so wenig mögen, dass sie für diesen wesentlich länger brauchen, als für den Aufstieg.
Auch bestimmte Geländeformationen können unter Umständen den Abstieg schwierig gestalten. Wenn Sie ein wenig klettern müssen, sehen sie beim Aufstieg die Stellen, wo Sie hintreten und hingreifen können. Beim Abstieg müssen Sie diese unter Umständen ertasten und das kostet viel Zeit.
Karten
Die besten Karten für die Schweiz sind die Landeskarten des Bundesamtes für Landestopographie (CH 3084 Wabern). Unter www.swisstopo.admin.ch finden Sie eine Übersicht über alle 1:25.000er Karten der Schweiz. Die Karte Lötschental hat die Nummer 1268. Sie ist zwar keine Wanderkarte, für mich aber die beste Karte zur Orientierung, da sie alle Wege und Pfade zeigt und ich auf eingezeichnete Wanderwege verzichten kann.
Richtige Wanderkarten (allerdings nur im Maßstab 1:50.000) finden sie unter http://www.swisstopo.ch/de/maps/fk/wander.htm.
Die Karte mit dem Lötschental ist die 264 T.
Alle Karten können direkt über die Website des Landesamtes bestellt werden.
Die Landeskarten sind durch die Farbgebung der Titelblätter nach Maßstab leicht zu unterscheiden:
braun: 1:25.000, grün: 1:50.000, rot: 1:100.000, orange: 1:200.000.
Eine Besonderheit der Karten: Um jeden Punkt in der Schweiz eindeutig bestimmen zu können, hat man sie mit einem Koordinatennetz überzogen. Der Abstand der Koordinaten beträgt exakt einen Kilometer. Um Irrtümer bei der Übermittlung der Koordinaten auszuschließen, wurde Bordeaux in Frankreich als Nullpunkt gewählt. Bordeaux liegt soweit südlich und westlich der Schweiz, dass Werte für die Ost-Richtung außerhalb des Bereiches der Werte für die Nord-Richtung liegen. Ein Wert von 636 kann nur eine Ost-Angabe sein, ein Wert von 144 nur eine Nord-Angabe. Der Punkt kann als 636/144 oder als 144/636 immer nur eindeutig den einen Punkt in der Nähe des Gletschertores der Lonza meinen. Punkte zwischen den Koordinatenlinien werden durch Anhängen der Meter-Differenz angegeben. Beispiel: 623.125/136.300 bekommen Sie heraus, wohin Sie diese Angabe führt?
Literatur
Zum Umgang mit Landeskarten der Schweiz gibt es ein spezielles Buch für alle, die sicher ans Ziel finden wollen:
Karten lesen von Martin Gurtner
Handbuch zu den Landeskarten, 280 Seiten,
Herausgeber: Bundesamt für Landestopographie und Schweizer Alpen Club 1995.
Zum Thema Karten der Schweiz sieh auch:
> Dufourkarte
> Siegfriedkarte
> Online-Karten der Schweizerischen Eidgenossenschaft.