Die Geschichte des Fahrrades

attila-fahrräder



Ein kurzer Abriss der interessanten Geschichte des Fahrrades von 4000 v. Chr. bis …

 

 

4000 vor Chr.
gilt als der Zeitpunkt der Erfindung des Rades im Vorderen Orient.
Die ältesten – aus zusammengesetzten Holzscheiben gebauten Räder – sind aus Mesopotamien und dem Schwarzmeergebiet bekannt.

Das Rad gilt als größte einzelne technische Erfindung der Menschheit.
um 1800
Eine weitverbreitete Behauptung besagt, dass bereits 1791 der Franzose Graf de Sivrac in Paris das erste Laufrad gebaut und damit den Grundstein für alle weitern Zweiräder gelegt haben soll. Sein Laufgestell habe aber weder Lenkung noch Tretkurbeln besessen, sondern lediglich aus zwei durch einen starren Holzrahmen verbundenen Rädern bestanden. Kurven fahren unmöglich! In Bildern und Berichten nannte man das Gerät "Célérifère" (= schnell tragend).
Es gibt Quellen, die diese Behauptung als widerlegt bezeichnen.

Um die gleiche Zeit (am 21. Februar 1804) bestand die erste Schienen-Dampflokomotive der Welt in England ihre Probefahrt (lesen Sie hierzu die "Kleine Geschichte der Eisenbahn" auf www.loetschen.de).
1817
konstruierte der Großherzoglich-Badische Forstmeister Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbornn (1785-1851) die erste lenkbare "Schnellaufmaschine".

Der Erfolg dieser Erfindung war (wie der vieler anderer Erfindungen) auch aus der Not geboren. Im April 1815 brach der Vulkan Tambora auf der Insel Sumbawa im heutigen Indonesien aus. Die Folgen waren Missernten und Hungersnöte, auch hierzulande und das Jahr 1816 ging als" Jahr ohne Sommer" in die Geschichte ein. "Aerosolablagerungen in grönländischen und antarktischen Bohrkernen deuten allerdings darauf hin, dass der Ausbruch des Tambora nicht allein dafür verantwortlich war, dass das Jahrzehnt von 1810 bis 1820 zum weltweit kältesten der letzten 500 Jahre wurde (Wikipedia)."
Während der Jahre 1812 bis 1817 stiegen durch Missernten unter anderem die Getreidepreise in nie geahnte Höhen. So herrschte der Hunger und der Hafer für die Pferde war unbezahlbar. Deshalb wurden die meisten Pferde – bis dahin die wichtigsten 'Verkehrsmittel' – geschlachtet und gegessen.


Gefertigt wurde diese Maschine nach seinen Angaben von einem Mannheimer Stellmacher – aus Holz. Drais nannte seine Erfindung „Draissienne“, später nannte man sie Draisine. Die Fahrer waren "Draisinenreiter". Man bewegte sich mit ihr fort, indem man sich mit den Füßen am Boden abstieß. Für einen 'sicheren' Sitz sorgte eine Auflage für die Unterarme. Diese Laufräder wurden in Frankreich, England und Amerika nachgebaut und im Detail verbessert. Sie hatten anfangs gleichgroße Räder.

Das Laufrad war das schnellste Fahrzeug seiner Zeit. Laut Patentschrift der Badischen Regierung erreichte die Draisine auf der Ebene die Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes – und war damit schneller als die Postkutsche.

Ein Gesetz verbot es dem verbeamteten Drais, seine Erfindung selbst kommerziell zu nutzen (Nebentätigkeitsverbot), so dass er lediglich Lizenzen für den Nachbau vergeben konnte. Bald waren Raubkopien der Erfindung in der gesamten westlichen Welt zu finden. Der Boom hielt aber nur ca. zwei Jahre an, da die Draisinen-Fans von schlechten Straßen und Balancierproblemen entmutigt wurden. Mancher Fahrer gab nicht seiner Unaufmerksamkeit, sondern der Maschine die Schuld und weigerte sich, die Verantwortung für verursachte Verletzungen, Unfälle und deren Folgen zu übernehmen. Immer öfter kamen Fahrer auch mit dem Gesetz in Konflikt – die Obrigkeit hatte z. B. bald das Fahren auf Gehwegen mit Strafen belegte.

Die „Draissienne“ war nicht nur Grundlage für die Entwicklung des Fahrrades, sondern später auch für die mit Muskelkraft betriebenen Schienenfahrzeuge, die als Transportmittel für Streckenkontrollen und bei kleineren Streckenreparaturen eingesetzt wurden.


Literatur:
Automobilität von Hans-Erhard Lessing
Karl Drais und die unglaublichen Anfänge
MAXIME Verlag, Leipzig; 2003
528 Seiten, Hardcover; unzählige Abbildungen, EUR 32,-
ISBN 3-931965-22-8


Internet:
http://www.karldrais.de
http://www.karl-drais.de
http://www.draisrs.ka.bw.schule.de/drais.htm
1839
gelang es dem amerikanischen Chemiker und Unternehmer Charles Goodyear (1800-1860) nach jahrelangen erfolglosen Versuchen, einen Kautschuk herzustellen, der nicht mehr klebt und stinkt.
Das Verfahren, bei dem Schwefel und Hitze zum Einsatz kommen, nennt er – da man beide Elemente Vulkanen zuschreibt – "vulkanisieren".

Hierbei wird Roh-Kautschuk mit Schwefelpulver durchgeknetet und auf 100-170 °C erhitzt, wobei die kettenförmigen Kautschukmoleküle durch Schwefelbrücken vernetzt werden. Aus dem Plastomer "Kautschuk" entsteht so das Elastomer "Gummi", ohne das heute das Fahrrad nicht vorstellbar ist.


Kirkpatrick Macmillan, ein schottischer Schmied, baute 1839 das erste richtige Fahrrad, bei dem die Füße des Fahrers den Boden während der Fahrt nicht mehr berührten und dessen Hinterrad mit Pedalen angetrieben wurde.
1845
erfand der englische Ingenieur Robert William Thomson (1822-1873) den Luftreifen – 43 Jahre vor John Boyd Dunlop.
1853
solle der deutsche Instrumentenmacher Philipp Moritz Fischer aus Oberndorf bei Schweinfurt – indem er an das Vorderrad eine Tretkurbel montierte – ein Rad gebaut haben, bei dem man während der Fortbewegung nicht mehr den Boden berühren musste.
Laut Wikipedia ist dies Rad allerdings erst 1869 durch einen Eintrag in der sog. Enderlein-Chronik belegt. Das Datum 1853 soll eine Rückdatierung im Zuge des Patriotismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts sein, um das Michaux-Veloziped zu unterbieten.
1861
entwickelte der Franzose Pierre Michaux in Paris mit seinem Sohn Ernest einen Tretkurbelantrieb für Draisinen und fertigte in den nachfolgenden Jahren seine "Michaulinen". Sie besaßen große Vorder- und kleine Hinterräder.

Michaux' Konstruktion war aus fertigungstechnischer Sicht bereits weitgehend ausgereift. 1869 wurden bereits 200 Stück pro Tag produziert. Waren die frühen Räder noch durchweg hauptsächlich aus Holz gefertigt worden, so lieferte Michaux elegante schmiedeeiserne Rahmen und mit Eisen-Laufringen bestückte Holzfelgen und sogar neuartige Pedale, die durch Gewichte immer waagerecht gehalten wurden, sowie an die Beinlänge des Fahrers anpassbare Tretkurbeln, staubgeschützte Bronze-Gleitlager für die Laufräder, Bremsen und einen gefederten Sattel. Dies stellte in der damaligen Zeit (1886) einen hohen Entwicklungsstand dar.

Spötter nannten diese Räder berechtigter Weise "Knochenschüttler", in England entsprechend "boneshaker". Trotzdem war es das erste pedalgetriebene Fahrrad, das sich wirklich durchsetzte.
1862
baute auch der Münchner Karl Kech Tretkurbeln an eine vorhandene Draisine.
1867
hochrädergilt als die Geburtsstunde der ersten Speichenräder. Die Erfindung wird einem Engländer namens Madison zugeschrieben. Hier sind Räder mit Draht-Speichen gemeint, denn natürlich war man bereits viele Jahrhunderte von den Scheibenrädern weg und hatte die Rad-Masse durch die Erfindung der Holzspeiche reduziert.

Außerdem: Die Geburt des Damenvelos:
Es war asymmetrisch gebaut, damit die Fahrerin wie auf dem Pferd im züchtigen Damenreitsitz fahren konnte.
1869
bereits wurde der Fahrrad-Antrieb wie wir ihn heute gewöhnlich kennen – per Kette auf das Hinterrad – von dem Franzosen André Guilmet erfunden. Die heute so bedeutsame Erfindung konnte sich damals aber nicht gegen die Michaulinen und deren Weiterentwicklungen durchsetzen.

Der Schmied Henricus Burgers aus Deventer gründete die erste niederländische Fahrradfabrik und legt so den Grundstein für die Geschichte der niederländischen Fahrradindustrie. Seine Wegbereiter waren J. T. Scholte, wohl der erste Amsterdamer Fahrradhändler, und sein Wiederverkäufer H. H. Timmer, der die erste niederländische Fahrschule für Radfahrer gründete und wohl den Anstoss zu Burgers Fahrradfabrik gab.
1871
trieb der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 auch die Fahrradindustrien beider Länder in den Ruin.

Davon profitierte der Engländer James Starley (1830-1881). Der Nähmaschinenfabrikant legte den Grundstein der englischen Fahrradindustrie und unter ihm wurde Coventry für Jahre zum Zentrum der Fahrradentwicklung.

hochrad 1870 gründete James Starley zusammen mit William Hillman die Firma "Ariel Cycles" und baute das Fahrrad "Ariel", das erste Hochrad mit einem riesigen Vorderrad (ø 125 cm) und einem viel kleineren Hinterrad (ø 35 cm) und unterschied sich optisch vor allem dadurch von der "Michauline". Die Ariel brachte aber auch weittragende technische Verbesserungen mit sich. So führte sie Stahlfelgen mit Haarnadelspeichen und Vollgummireifen in den Fahrradbau ein.

Schon 1874 wurden auf Zug beanspruchte Tangentialspeichen verwendet, die den englischen Hochrädern nicht nur zu einem besonders eleganten und zierlichen Aussehen verhalfen, sondern auch deren Gewicht stark verringerten.

Später produzierte Starley das Rover-Sicherheitsfahrrad, das mit einem trapezförmigen Rahmen, gleich großen Rädern und Kettenantrieb zum Vorläufer aller modernen Fahrräder wurde.

1876 erhielt er ein Patent auf ein Dreirad, 1877 ein Patent auf das Differential des Dreirads.
ca. 1875
brachte die englische Firma Salsbury erste Fahrradlampen auf den Markt. Diese Öl-Lampen wurden an der Vorderradnabe des Hochrades befestigt und dienten hauptsächlich dazu, selber gesehen zu werden.
1876
gründeten George Gilbert (1853–1915) und Edmund Mushin (1843-1910) in Coventry, England, die "Centaur Cycle Company". Die Firma wurde vor allem durch den Bau von leichten Fahrrädern bekannt. Der ab 1890 gebaute "King of Scorchers" wog ganze 11,8 kg. George Gilbert erhielt auch Patente für einen verstellbaren Sattel, abnehmbare Pedale und ein staubgeschütztes und einstellbares Hinterradlager.
Abb. Centaur, 1888.
1877
erhielt der Engländer G. Walker ein Patent auf die wohl erste Getriebenabe mit zwei Gängen.
1882
Obwohl die Geschichte des Fahrrades nicht mehr ganz jung war, wurde in diesem Jahr noch ein Mitglied des "Berliner Velozipedklub" (velocitas = Geschwindigkeit; pedis = des Fußes) in Polizeigewahrsam genommen: Er war auf einer öffentlichen Straße gefahren. Vor Gericht beantragte der Staatsanwalt auf Grund der Polizeiverordnung, welche das Rollen von Fässern und Rädern auf der Straße verbot, weil dies geeignet sei, Pferde scheu zu machen, für den Inhaftierten 1 Mark Strafe oder 1 Tag Haft. Der Hohe Gerichtshof war etwas weitsichtiger, indem er sich der Meinung des Verteidigers anschloss, der das Veloziped als einen zweirädrigen Wagen hinstellte, dessen Benutzung nicht unter die Polizeiverordnung falle, und sprach den Angeklagten frei.
ab 1884
stellten die Firmen "Singer & Co" sowie "Hillmann, Herbert & Cooper" in Coventry das bald erfolgreiche "Sicherheitsrad" mit dem Namen "Kangaroo" (Känguruh) her.

Um die beim Hochrad gefürchteten, gefährliche Überkopfstürze zu vermeiden, hatte das Kangaroo ein wesentlich kleineres Vorderrad als die Hochräder – allerdings war es immer noch wesentlich größer als das Hinterrad. Um geschwindigkeitsmäßig nicht zu unterliegen, hatte das Kangaroo einen auf das Vorderrad wirkenden Kettentrieb und an die Beinlänge des Fahrers anpassbare Tretkurbeln.
1885
wurde das "Chemnitzer Velociped-Depot Winklhofer und Jänicke" als Fahrradhandlung gegründet – der Anfang der Firma Wanderer. Bereits 1896 stellte man die ersten eigenen Fahrräder her. 1906 gab es ein Fahrrad mit Kardan-Antrieb, der um die Jahrhundertwende nicht nur bei Wanderer und Opel populär war.

Im gleichen Jahr begann Edoardo Bianci im Alter von 21 Jahren in seiner kleinen Werkstatt in Mailand (Italien) Räder zu bauen.
1886
verließ das erste Hochrad die Fabrikationshallen von Opel in Rüsselsheim. Dass Adam Opel (damals größter Nähmaschinen-Produzenten in Deutschland) Fahrräder produzierte, war wohl der Hartnäckigkeit seine Söhne zu verdanken, die von diesem Fortbewegungsmittel begeistert waren.

In der Opel-Chroik ist zu lesen:

opel-prospekt"Aber nicht nur die Rad-Produktion war ein Erfolg: Die Söhne wurden von der zeitgenössischen Begeisterung für Radrennen infiziert und nahmen an zahlreichen Rennen teil. Allein Fritz gewann über 180 erste Preise – natürlich auf einem Opel Rad. Damit avancierten "die Jungs" zum besten Werbeträger für Opel Fahrräder: Nach jedem Rennsieg stiegen die Auftragszahlen. Obwohl zu dieser Zeit jährlich etwa 20.000 Nähmaschinen produziert wurden, überholten die Fahrradumsätze gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Nähmaschinengeschäft. Opel wurde durch Modell- und Systemvielfalt zum führenden deutschen Fahrradhersteller und in den folgenden Jahrzehnten zum weltweit größten Produzenten."

1889 wird August Lehr in London auf einem Opel-Hochrad Weltmeister über 1 Meile. Das Radrennen Wien - Berlin (600 km), veranstaltet 1893, 1908 und 1911, wird immer auf einem Opel-Rad gewonnen. Auch Adam Opels Söhne erzielen Erfolge als Radsportler.

In Nekarsulm entstand im selben Jahr aus einer mechanischen Werkstatt, die bis dahin in der Hauptsache Strickmaschinen herstellte, eine Fahrradfabrik mit dem Namen "Neckarsulmer Fahrradwerke Act.-Ges.", deren Markenzeichen "NSU" (ab 1892) weltbekannt wurde. Bis heute wurden bei NSU – neben Motorrädern (ab 1901) und Automobilen (ab 1906) – über 2 Millionen Fahrräder gebaut.

1887
wurde – 43 Jahre nach der Erfindung von Robert William Thomson der Luftreifen zum zweiten Mal erfunden (Die Erfindung von 1845 war in Vergessenheit geraten und dem zweiten Erfinder angeblich nicht bekannt.). Der Erfinder, der englische Tierarzt Dr. John Boyd Dunlop (1850-1921), wurde damit zum Vater aller Luftreifen. Der Anstoss zu dieser Erfindung sollen Klagen seines Sohnes über die Unbequemlichkeit des Radfahrens gewesen sein.
1888
wurde das Ende der Hochrad-Ära eingeläutet.

Beendet wurde sie durch John Kemp Starley mit seinem Niederrad "Rover III" mit geschweiftem Trapezrahmen, fast gleich großen Tangentialspeichem-Laufrädern und Kettenantrieb auf das Hinterrad.
1889
war das Niederrad "Fire Fly" der englischen Firma Victoria Cycle Co. in Manchester eines der ersten mit Dunlop-Luftreifen ausgerüsteten Serien-Fahrräder.
1890
entwickelte der englische Konstrukteur Humber den Fünfeckrahmen (auch Trapezrahmen genannt), wie er sich im Prinzip bis heute gehalten und bewährt hat.
1893
Am 17. Dezember 1893 wird in den Niederlanden der "Nederlandsche Vereeniging 'De Rijwielindustrie'" als Branchenverband der Fahrradindustrie gegründet.
1895
baute der Pariser Ingenieur G. Rupalley ein Fahrrad mit Aluminium-Rahmen. Aus Festigkeitsgründen wurde der Rahmen mit zwei übereinander liegenden Oberrohren versehen, wog aber, im Gegensatz zu den bei bisherigen Rahmen üblichen 60 Pfund, nur noch ganze 20 Pfund.

Ab 1895 kamen – vor allem auch zur Fahrrad-Beleuchtung – Carbid-Laternen auf. Wegen ihres viel helleren Lichtes ersetzten sie die Kerzen- und Öl-Lampen.

1892 gelang es dem Franzose Henri Moissan mit seinem Assistenten L. M. Bullier sowie dem Amerikaner Thomas Wilson unabhängig voneinander, im elektrischen Flammbogen Calciumcarbid technisch herzustellen und damit das Fundament für die elektrochemische Industrie zu legen. Moissan fand das Carbid bei seinen vergeblichen Versuchen, aus Kohle Diamanten herzustellen. Wilson war auf das Carbid gestoßen, als er Experimente durchführte, um Calcium zu gewinnen. Im August 1892 meldete er in den USA ein entsprechendes Patent an und begann kurz danach mit dem Bau einer Carbidfabrik in Spray, USA, die 1895 als erste der Welt in Betrieb ging.

Damit begann die Weltweite Produktion von Carbid. Carbid, gewonnen aus Kohle und Kalk unter Einsatz von viel elektrischer Energie, schien Ende des 19. Jahrhunderts als Energiequelle für die Beleuchtung ein großes Geschäft zu werden. Sollte das daraus gewonnene Acetylen doch das Petroleum als Lichtquelle – vor allem auf dem Land – ablösen. Doch der elektrische Strom brachte allerdings bald direkt Glühbirnen zum Leuchten und machte Carbid für Beleuchtungszwecke überflüssig.
1895
Ernest Monnington Bowden erfindet den Bowdenzug, der es ermöglicht Zugkräfte flexibel zu führen.
1902
Die Firma Wanderer aus Chemnitz patentiert die erste Zweigang-Nabenschaltung.
1903
Ernst Sachs (Schweinfurter wie Philipp Moritz Fischer) erfindet die später weltbekannte Torpedo-Freilaufnabe mit Rücktrittbremse.

Außerdem in diesem Jahr: die erste Tour de France!
1905
entstand der Entwurf zur Torpedo-Nabe mit zwei Gängen von Fichtel & Sachs, die von 1907 bis 1958 im Prinzip unverändert produziert wurde.
Um die Jahrhundertwende entstanden die ersten Fahrradnaben mit drei Gängen. Alleine in England wurden derer bis zum ersten Weltkrieg über 80 verschiedene Modelle patentiert.
1920
In den zwanziger und dreißiger Jahren gehörte die Chemnitzer Firma Wanderer zu den Großen der deutschen Fahrrad-Industrie. Wanderer baute technisch hochwertige, langlebige und wertbeständige Fahrräder. Der Ratschlag "Wähle Wanderer des Wertes wegen" überzeugte angesichts der überaus guten Verarbeitung – vom Rahmen bis zur kleinsten Fahrrad-Komponente.

Wanderer-Räder gehören neben Miele-Fahrrädern zu den Legenden der deutschen Fahrradbaukunst.

Paul Jara (1889-1974 St. Galen/Schweiz), war Ingenieur und widmete seinen Überlegungen zur reduzierung des Luftwiderstandes viel Zeit. Seine in der Automobil- und Luftfahrtechnik entwickelten Theorien der Aerodynamik wollte er auch für den Fahrradbau nutzbar machen und entwickelte sein J-Rad. Die Hesperus-Werke in Stuttgart stellten 1922/23 nach den Plänen von Paul Jaray ungefähr 2000 Sesselräder in drei verschiedenen Versionen her. Erfolgreich waren sie vor allem in Holland.

Opel überschritt Mitte der 1920er Jahre als erster deutscher Hersteller bei der Jahresproduktion die 100.000-Fahrzeuge-Grenze.

1928
kam die erste käuflich zu erwerbende, serienmäßig hergestellte Fahrradkettenschaltung – die "Champion du Monde" von Simplex – in den Handel.
Nach Ende des ersten Weltkrieges beschäftigten sich in Frankreich und Italien viele Radrennfahrer und Fahrradmechaniker mit Mehrfachkettenschaltungen. Ihr Ziel: sich bzw. dem betreuten Rennfahrer Vorteile vor der Konkurrent zu verschaffen. Die Mehrfachschaltungen wurden zunächst in Handarbeit gefertigt und kamen nur bei einem sehr eingeschränkten Fahrerkreis zum Einsatz.

Die Adam Opel AG konnte sich 1928 als die "größte Fahrradfabrik der Welt" bezeichnen. Vor allem das Modell "Blitzrad" fand zahlreiche Abnehmer.
Auf einem Opel-Rad stellte der 1890 geborene Belgier Léon Vanderstuyft am 29. September 1928 auf dem 'Autodrome von Montlhéry' bei Paris mit 122,771 km/h (hinter einem motorisiertem Schrittmacher) einen neuen, für fast 80 Jahre gültigen Stundenweltrekor auf.
1935
wurde von der englischen Firma Reynolds in Birmingham das nahtlose und endverstärkte Stahlrohr (Typ 531) für Fahrradrahmen entwickelt.

In Holland wurde aus Sicherheitsgründen ab Oktober 1935 das weiße Ende des hinteren Schutzbleches Pflicht.
1948
wurden die Chemnitzer Wanderer-Werke in einen VEB (Volkseigenen Betrieb) umgewandelt. Die westdeutsche Produktion wurde in die Nähe von München verlegt, wo bis 1957 Wanderer-Fahrräder hergestellt wurden.

(1957 wurde die Produktion eingestellt, 1998 in Zusammenarbeit mit dem Versandhandelsunternehmen Manufaktum wiederbelebt.)
1960
entwickelten Japaner – zunächst für militärische Zwecke – das Klapprad "Silk" mit kleinen 16''-Rädern.

Mit dem "Graziella Piccolo" von Th. Carnielli aus Padua begann von Italien aus die Verbreitung des Klapprades in Europa. Hier wurden die Klappräder bald den europäischen Körpergrößen angeglichen und mit 20''-Rädern versehen.
1972
Gründungsjahr Giant Manufacturing Co. Ltd.
1976
Mit dem Kettler-Alurad Typ 2000 wurde erstmals in Deutschland ein Voll-Leichtmetallfahrrad in Serie – und damit zu einem relativ günstigen Preis – hergestellt.
1987
kam die erste – von Magura konstruiert und hergestellt – hydraulische Fahrrad-Felgenbremse auf den Markt.

Obwohl der Wirkungsgrad höher – gleiche Bremskraft bei weniger Handkraft – ist als bei mechanischer Kraftübertragung wie beim Bowdenzug, setzte sich diese Bremse lange nur in bestimmten Bereichen durch.
2004
Am 25.03.2004 stellte Shimano den Smover vor. Ein mit mehreren europäischen Fahrrad-Herstellern entwickeltes Rad mit integriertem Bordcomputer. Dieser stellt abhängig von der Fahrweise die Federung von Vorder- und Hinterrad ein, schaltet in den optimalen Gang, kümmert sich um die Stromversorgung und schaltet je nach Umgebungshelligkeit die Beleuchtung ein und aus. Alle Funktionen können über das "Flight Deck Display" am Lenker kontrolliert werden.